» Notizen zu C++ und Unicode
» October 6, 2013 | cpp development german | Adrian Kummerländer
Unicode ist ein Zeichensatz der den Großteil der weltweit gebräuchlichen Schriftsysteme abdeckt. Jedes einzelne Symbol wird dabei von einem sogenannten Code-Point definiert, welcher bis zu 21 Bit umfassen kann. Je nach präferierter Enkodierung wird ein solcher Code-Point von vier, zwei oder einer Code-Unit mit einer Länge von respektive ein, zwei oder vier Byte repräsentiert.
Die direkte Repräsentation eines Unicode Code-Points ohne Aufteilung auf mehrere Code-Units nennt sich UTF-32. Wird ein Code-Point in ein oder zwei jeweils zwei Byte langen Code-Units enkodiert, spricht man von UTF-16. Die in gewöhnlichen Anwendungsfällen effizienteste Enkodierung ist UTF-8. Dort wird jeder Code-Point von bis zu vier jeweils ein Byte langen Code-Units repräsentiert. Vorteil von UTF-8 gegenüber den beiden anderen Varianten ist dabei die Rückwärtskompatibilität zu ASCII sowie die Unabhängigkeit von der jeweils plattformspezifischen Byte-Reihenfolge.
Getreu der auf UTF-8 Everywhere hervorgebrachten Argumentation werden wir uns im Folgenden mit UTF-8 beschäftigen und die beiden alternativen Enkodierungsarten ignorieren.
Grundsätzlich stellt es auf der Plattform meiner Wahl - Linux mit Lokalen auf en_US.UTF-8
- kein Problem dar, UTF-8 enkodierte Strings in C++ Programmen zu verarbeiten. Den Klassen der C++ Standard Library ist es, solange wir nur über das reine Speichern und Bewegen von Strings sprechen, egal ob dieser in UTF-8, ASCII oder einem ganz anderen Zeichensatz kodiert ist. Möchten wir sicher gehen, dass ein in einer Instanz von std::string
enthaltener Text tatsächlich in UTF-8 enkodiert wird und dies nicht vom Zeichensatz der Quelldatei abhängig ist, reicht es dies durch voranstellen von u8
zu definieren:
std::string test(u8"Hellø Uni¢ød€!");
Der C++ Standard garantiert uns, dass ein solcher String in UTF-8 enkodiert wird. Auch die Ausgabe von in dieser Form enkodierten Strings funktioniert nach meiner Erfahrung - z.T. erst nach setzen der Lokale mittels std::setlocale
- einwandfrei. Probleme gibt es dann, wenn wir den Text als solchen näher untersuchen oder sogar verändern wollen bzw. die Ein- und Ausgabe des Textes in anderen Formaten erfolgen soll. Für letzteres gibt es eigentlich die std::codecvt
Facetten, welche aber in der aktuellen Version der GNU libstdc++ noch nicht implementiert sind. Wir müssen in diesem Fall also auf externe Bibliotheken wie beispielweise iconv oder ICU zurückgreifen. Auch die in der C++ Standard Library enthaltenen Templates zur String-Verarbeitung helfen uns bei Multibyte-Enkodierungen, zu denen auch UTF-8 zählt, nicht viel, da diese mit dem char
Datentyp und nicht mit Code-Points arbeiten. So liefert std::string
beispielsweise für einen UTF-8 enkodierten String, welcher nicht nur von dem in einer Code-Unit abbildbaren ASCII-Subset Gebrauch macht, nicht die korrekte Zeichenanzahl. Auch eine String-Iteration ist mit den Standard-Klassen nur Byte- und nicht Code-Point-Weise umsetzbar. Wir stehen also vor der Entscheidung eine weitere externe Bibliothek zu verwenden oder Programm-Intern vollständig auf UTF-32 zu setzen.
Ein UTF-8 Codepoint-Iterator in C++
Um zumindest für rein lesende Zugriffe auf UTF-8 Strings nicht gleich eine Bibliothek wie Boost oder easl verwenden zu müssen habe ich einen einfachen UTF-8 Codepoint-Iterator anhand der Spezifikation in RFC3629 implementiert. Den Quellcode dieser Klasse stelle ich auf Github oder in cgit als Open Source unter der MIT-Lizenz zur freien Verfügung.
UTF-8 enkodiert die aktuell maximal 21 Bit eines Unicode Code-Points in bis zu vier Code-Units mit einer Länge von je einem Byte. Die verbleibenden maximal 11 Bit werden dazu verwendet, Anfangs- und Fortsetzungs-Bytes eines Code-Points zu kennzeichnen und schon in der ersten Code-Unit zu definieren, in wie vielen Code-Units das aktuelle Symbol enkodiert ist.
Payload | Struktur |
---|---|
7 | 0xxxxxxx |
11 | 110xxxxx 10xxxxxx |
17 | 1110xxxx 10xxxxxx 10xxxxxx |
21 | 11110xxx 10xxxxxx 10xxxxxx 10xxxxxx |
In obenstehender Tabelle ist die in RFC3629 definierte Struktur der einzelnen Code-Units zusammen mit der jeweiligen Anzahl der Payload-Bits dargestellt.
Anhand der Tabelle können wir erkennen, dass die Rückwärtskompatibilität zu ASCII dadurch gewährleistet wird, dass alle Code-Points bis einschließlich 127 im ersten Byte dargestellt werden können. Sobald in der ersten Code-Unit das Bit mit dem höchsten Stellenwert gesetzt ist, handelt es sich um einen Code-Point mit mehr als einer Code-Unit. Die genaue Anzahl der Code-Units lässt sich an der Anzahl der führenden 1er-Bits erkennen. Zwischen Payload und Header steht dabei immer ein 0er-Bit, Fortsetzungs-Bytes beginnen in UTF-8 immer mit dem Präfix 10.
Zur Erkennung und Umformung der UTF-8 Code-Units verwenden wir in der UTF8::CodepointIterator
-Klasse die folgenden, in stark typisierten Enums definierten, Bitmasken:
enum class CodeUnitType : uint8_t { CONTINUATION = 128, // 10000000 LEADING = 64, // 01000000 THREE = 32, // 00100000 FOUR = 16, // 00010000 }; enum class CodePoint : uint8_t { CONTINUATION = 63, // 00111111 TWO = 31, // 00011111 THREE = 15, // 00001111 FOUR = 7, // 00000111 };
Bei tieferem Interesse lässt sich die Implementierung der UTF-8 Logik in der Quelldatei codepoint_iterator.cc nachlesen. Zusätzlich zu den in GoogleTest geschriebenen Unit-Tests sehen wir im folgenden noch ein einfaches Beispiel zur Verwendung des UTF8::CodepointIterator
mit einem Beispieltext in altnordischen Runen:
std::string test(u8"ᛖᚴ ᚷᛖᛏ ᛖᛏᛁ ᚧ ᚷᛚᛖᚱ ᛘᚾ ᚦᛖᛋᛋ ᚨᚧ ᚡᛖ ᚱᚧᚨ ᛋᚨᚱ"); for ( UTF8::CodepointIterator iter(test.cbegin()); iter != test.cend(); ++iter ) { std::wcout << static_cast<wchar_t>(*iter); }
Die Dereferenzierung einer Instanz des Iterators produziert den aktuellen Code-Point als char32_t
, da dieser Datentyp garantiert vier Byte lang ist. Die Ausgabe eines solchen UTF-32 enkodierten Code-Points ist mir allerdings leider nur nach dem Cast in wchar_t
gelungen. Dieser wird trotzdem nicht als Dereferenzierungs-Typ verwendet, da die Länge nicht fest definiert ist, sondern abhängig von der jeweiligen C++ Implementierung unterschiedlich sein kann. Dies stellt jedoch kein größeres Problem dar, da der Iterator für die interne Betrachtung von Strings und nicht zur Konvertierung für die Ausgabe gedacht ist.
Fazit
- UTF-8 ist die Kodierung der Wahl, da Übermenge von ASCII und kompakt für englische Texte
- Nicht alle Möglichkeiten die im Standard definiert sind, sind auch implementiert
- String-Manipulation und Konvertierung benötigten externe Bibliotheken
- Rein lesende Iteration durch UTF-8 enkodierte Strings ist mit relativ wenig Aufwand möglich
- Am wichtigsten ist es eine Kodierung zu verwenden und nur für I/O zu konvertieren